Alte und Neue Musik – 19 days – 1.7. 2000 SVZ/Kultur
Liebe, Tanz und Sommer
Die Reihe der internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft Salzburg „Alte und Neue Musik“ verzeichnete einen Sonderfall. Die künstlerische Leiterin der Hofhaymer Gesellschaft, Maria Hofmann, hatte den in Villach geborenen, in Salzburg lebenden Komponisten Werner Raditschnig angeregt, den alten Kanon „Sumer is incumen“ aus der englischen Grafschaft Berkshire (um 1250) in zeitgemäßer Form neu zu beleben. Raditschnig schuf das Werk „19 Days – Multiple Summer“, es wurde am Donnerstag im TOI-Haus uraufgeführt.
Den vielseitigen Sommer beschreibt der Komponist in einem Vorspiel, acht Episoden und einem Nachspiel. Als vergnügte Schar laufen die Sängerdarsteller auf das Spielfeld und gestalten die acht Raumsequenzen. Wortlos singend, aber auch in englischen, französischen, deutschen und italienischen Texten charakterisieren sie die Motive von Sommer, Tanz und Wein. Sie übertragen die musikalischenVorgänge in sinnlich verlockende Aktion. Bezaubernd in der 5. Episode das Zitat des Sommerkanons, insgesamt erfrischend der Zusammenklang von Musik, Tanz und Pantomime. Die Elektronik hat eine unaufdringlich begleitende Funktion, der Mensch gibt den Ton an.
Lauren Newton, Doris Lipka und Myrto Dimitriadou strahlen den Reiz fraulicher Verführungskunst aus. Gerhard Erlebach, Bertl Mütter und Jaroslaw Wroblewski (als Sänger und am Keyboard) bedrängen das Damen-Terzett als stürmische Liebhaber. Heiterkeit und Tiefsinn halten sich die Waage. Die Cellisten Herbert Pascher und Andrea Muscas, am Schlagzeug Gerhard Laber, der Komponist Werner Raditschnig und Markus Diess als Regler der elektronischen Einrichtung ergänzen das Ensemble. Perfektion und totaler persönlicher Einsatz sind Ehrensache, Gewinn für das Werk und das Publikum. Robert Wolf