Experimentelle Musiken – Aluphon – 28.5. 1998 Kultur/KRONE
Klanginstallation im Künstlerhaus Klagenfurt
Das erotische „Aluphon“
„Autoerotisches Stampfen“: klingt trotz des erotischen Anteils eigentlich nicht recht attraktiv. Unter einem „Aluphon“ kann sich wahrscheinlich auch kaum jemand Genaueres vorstellen. Das läßt sich ändern. Und, Hand aufs Herz: „autoerotico stomp“ des Villacher Künstlers Werner Raditschnig auf seinem „Aluphon“ im Künstlerhaus Klagenfurt ist sogar sehr attraktiv!
Da hängen 30 glänzende Röhren, Verzeihung, genau gesagt „Profile“ – sind ja nicht alle rund – von der Decke. Jedes belauscht von einem Mikro: Denn jedes erzeugt, wenn es von einem kleinen Rotor angeschlagen wird, seinen ganz speziellen Klang. Der wiederum wird verstärkt und in die Lautsprecher geschickt – und was dabei herauskommt, hört man sich am besten selber an. Das kann (bis 30. Mai von 10 bis 13 und 16 bis 19 Uhr) zum Beispiel eine Mischung aus Vogelzirpen, Rückkopplung, Brauston plus Trommelwirbel sein; oder auch ganz was anderes und auf jeden Fall in jedem Raum verschieden.
Abends dann mischt Werner Raditschnig ordentlich auf, ab 20.30 Uhr täglich. Der gebürtige Villacher wechselte in Salzburg bald vom Studium der Gitarre zur Komposition und lebt dort auch davon – von „Arbos“-Aufträgen zum Beispiel, wie derzeit „Kein Anschluß unter dieser Nummer“ oder „Die Mauern von Jericho“, die heuer in Millstatt gastieren.
Der 50jährige genießt bei Arbeiten wie dieser „den Reiz der Unabwägbarkeit: Ganz präzis läßt sich nie bestimmen, was da herauskommt“. Er geht konsequent auf dem Weg weg vom Konzertsaal, hin zu neuen Räumen, zur „Klangkunst“, die Bildnerisches mit Musik verquickt – und auch den Zuhörer in die Selbständigkeit entläßt.