Werner Raditschnig Abtastungen ORF/Edition Zeitton skug #49 | Text: Alfred Pranzl | Thu 14. Mar. 2002 Monochrome Klangflächen, die aufgrund ihrer mit Details gespickten Dichte eine ungeheure Sogwirkung entfalten, prägen das jüngste Schaffen des österreichischen Komponisten. Mittels Computer manipuliert er gesamplete (Gitarren)Saitenklänge und Soundstrukturen. Die Vibrationen von »Klangplatz« sind in ihren Schwebezuständen den Klanginstallationen Michael Northams nicht unähnlich, ebenso das Obertonflächenstück »Pulsation«. Auch die »Abtastungen« für E-Gitarre und elektrische Effekte lassen ob ihrer Hermetik kaum eine Vermischung mit anderer Musik zu. Doch schreibt Radtischnig auch Kompositionen, die Spielraum für Improvisationen lassen. Jedoch ist dieser eher eng gehalten, denn im Hintergrund bestimmen Zahlenreihen- oder -proportionen das Geschehen. Aber »Zonen«, eingespielt mit dem Ensemble Die Reihe unter Gottfried Rabl, bezieht eben aus dem Spannungsfeld Instrumentalisten versus Plattenspielerlaufwerke, Elektropolychorde (eine Radischnig-spezifische Erfindung) und elektronische Effekte einen besonderen...
Read MoreLiebe, Tanz und Sommer Die Reihe der internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft Salzburg „Alte und Neue Musik“ verzeichnete einen Sonderfall. Die künstlerische Leiterin der Hofhaymer Gesellschaft, Maria Hofmann, hatte den in Villach geborenen, in Salzburg lebenden Komponisten Werner Raditschnig angeregt, den alten Kanon „Sumer is incumen“ aus der englischen Grafschaft Berkshire (um 1250) in zeitgemäßer Form neu zu beleben. Raditschnig schuf das Werk „19 Days – Multiple Summer“, es wurde am Donnerstag im TOI-Haus uraufgeführt. Den vielseitigen Sommer beschreibt der Komponist in einem Vorspiel, acht Episoden und einem Nachspiel. Als vergnügte Schar laufen die Sängerdarsteller auf das Spielfeld und gestalten die acht Raumsequenzen. Wortlos singend, aber auch in englischen, französischen, deutschen und italienischen Texten charakterisieren sie die Motive von Sommer, Tanz und Wein. Sie übertragen die musikalischenVorgänge in sinnlich verlockende Aktion. Bezaubernd in der 5. Episode das Zitat des Sommerkanons, insgesamt erfrischend der Zusammenklang von Musik, Tanz und Pantomime. Die Elektronik hat eine unaufdringlich begleitende Funktion, der Mensch gibt den Ton an. Lauren Newton, Doris Lipka und Myrto Dimitriadou strahlen den Reiz fraulicher Verführungskunst aus. Gerhard Erlebach, Bertl Mütter und Jaroslaw Wroblewski (als Sänger und am Keyboard) bedrängen das Damen-Terzett als stürmische Liebhaber. Heiterkeit und Tiefsinn halten sich die Waage. Die Cellisten Herbert Pascher und Andrea Muscas, am Schlagzeug Gerhard Laber, der Komponist Werner Raditschnig und Markus Diess als Regler der elektronischen Einrichtung ergänzen das Ensemble. Perfektion und totaler persönlicher Einsatz sind Ehrensache, Gewinn für das Werk und das Publikum. Robert...
Read MoreMit Elektronik spielen Neue Musik von Werner Raditschnig, die direkt anspricht In einem Konzert der Hofhaymer-Gesellschaft in der vollen Schloßkirche Mirabell hat sich wieder einmal gezeigt, daß Live-Elektronik weite, noch unerprobte, vor allem spielerische Versuchsfelder bereithält. Werner Raditschnigs Stück „KA oder die Stellvertretung des Fleisches“ bezieht seinen Tonvorrat von zwei Polychorden. Dieses „Rohmaterial“ wird elektronisch mutiert, darauf beruhen die Akkordschichtungen und Melodiefloskeln, die zwei Cellisten, ein Posaunist und zwei Sängerinnen beisteuern. Im Lauf von gut 25 Minuten wird man hineingezogen in eine fremdartige Klangwelt, die zuerst statisch und blockhaft wirkt, aber zum wachen Hinhören animiert und dies mit einer Fülle subtiler Farben und interessanter Strukturen lohnt. Das Werk überzeugt durch seine dichte, sich direkt mitteilende Form. Im zweiten Werk, einer Paraphrase auf das archaische Lied vom Seikilos-Epitaph, einer in Kleinasien aufgefundenen griechischen Grabstele, führte Raditschnig vor, daß seine Polychorde auch zu ganz anderem eingesetzt werden können: Diese Musik ist viel spontaner, es bleibt sogar noch Platz für szenisches Brimborium – eine anschauliche und im Detail sogar witzige...
Read MoreKlanginstallation im Künstlerhaus Klagenfurt Das erotische „Aluphon“ „Autoerotisches Stampfen“: klingt trotz des erotischen Anteils eigentlich nicht recht attraktiv. Unter einem „Aluphon“ kann sich wahrscheinlich auch kaum jemand Genaueres vorstellen. Das läßt sich ändern. Und, Hand aufs Herz: „autoerotico stomp“ des Villacher Künstlers Werner Raditschnig auf seinem „Aluphon“ im Künstlerhaus Klagenfurt ist sogar sehr attraktiv! Da hängen 30 glänzende Röhren, Verzeihung, genau gesagt „Profile“ – sind ja nicht alle rund – von der Decke. Jedes belauscht von einem Mikro: Denn jedes erzeugt, wenn es von einem kleinen Rotor angeschlagen wird, seinen ganz speziellen Klang. Der wiederum wird verstärkt und in die Lautsprecher geschickt – und was dabei herauskommt, hört man sich am besten selber an. Das kann (bis 30. Mai von 10 bis 13 und 16 bis 19 Uhr) zum Beispiel eine Mischung aus Vogelzirpen, Rückkopplung, Brauston plus Trommelwirbel sein; oder auch ganz was anderes und auf jeden Fall in jedem Raum verschieden. Abends dann mischt Werner Raditschnig ordentlich auf, ab 20.30 Uhr täglich. Der gebürtige Villacher wechselte in Salzburg bald vom Studium der Gitarre zur Komposition und lebt dort auch davon – von „Arbos“-Aufträgen zum Beispiel, wie derzeit „Kein Anschluß unter dieser Nummer“ oder „Die Mauern von Jericho“, die heuer in Millstatt gastieren. Der 50jährige genießt bei Arbeiten wie dieser „den Reiz der Unabwägbarkeit: Ganz präzis läßt sich nie bestimmen, was da herauskommt“. Er geht konsequent auf dem Weg weg vom Konzertsaal, hin zu neuen Räumen, zur „Klangkunst“, die Bildnerisches mit Musik verquickt – und auch den Zuhörer in die Selbständigkeit...
Read Morehör + sehbar Werner Raditschnig & Petra Moiser Klangkünstler und bildende Künstlerin gestalten gemeinsam eine Partitur: „Feldflächen“ Die Wechselbeziehung von Klang und Bild ist seit Wassily Kandinsky ein spannendes Ereignis. Werner Raditschnig entwickelte eine Schaupartitur, die er auf 12 Meter Papierband notierte. Sie zeigt lesbare verschlüsselte Spielanweisungen für die Aktion des Musikers. Klang wird nicht nur durch die übliche Art der Berührung des Instrumentes ausgelöst, sondern auch virtuell durch die Bewegung in der Luft und durch das Eindringen in ein Magnetfeld gesteuert und moduliert. Petra Moiser führte diese Partitur nach der Musik in Farbstrukturen weiter. Das Publikum kann somit Musik im Raum auch optisch...
Read More